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USB Audiointerfaces für Linux

Musik ist meine Freizeitbeschäftigung. Mittlerweile höre ich sie eigentlich in jeder Lebenslage. Zuhause, beim Laufen, Fahrrad fahren, auf der Arbeit und in der Bahn. Man könnte fast sagen ich bin süchtig geworden :-/ Die Qualität der Onboard-Soundkarte meines Dell Latitude ist einfach nur miserabel. Von dem Mikrofoneingang ganz zu schweigen. Ganz klar hier muss was besseres her.

Vorne weg: ich habe das Terratec PHASE 26 USB und das Cakewalk UA-1G getestet und mich schließlich für das Terratec entschieden. Meine Entscheidung habe ich nicht nach keinem bestimmten Gesichtspunkt getroffen. Hauptsächlich nutze ich das Interface aber zur Wiedergabe. Vielleicht gibt es demnächst auch mal wieder einen Audiobeitrag von mir ;).

Kriterien waren neben der Linux-Unterstützung ein digitaler Ausgang, ein Mikrofon- und Line-Eingang sowie herausragende Audioqualität.
Preislich habe ich mir eine Grenze von 100€ gesetzt.

Der Vergleich

Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: beide Interfaces, die ich hier getestet habe, werden durch die verfügbaren Alsa-Treiber von aktuellen Linux-Distributionen gut unterstützt. Ich habe sie auf einer aktuellen Ubuntu 9.10 mit dem aktuellsten Mainline Kernel (2.6.33) getestet.
Auch Windows und Mac User haben hier keine Probleme. Für beide Geräte sind aktuelle Treiber (auch 64bit) verfügbar.

Die Interfaces besitzten beide einen USB 1.1 (USB 2.0 kompatibel) Anschluss und eine maximale Samplerate von 96khz bei einer Auflösung von 24bit. Zum Vergleich: herkömmliche Audio-CDs besitzen eine Samplerate von 44,1khz bei 16 Bit. Zugegebenermaßen bedarf es schon eines ziemlich guten Gehörs um diesen Unterschied heraus zu hören. Im Vergleich zur Onboard-Soundkarte ist dieser aber sofort bemerkbar.
Der USB 1.1 Anschluss stellt sich bei allen Einsteigermodellen als Bottleneck dar. Die Bandbreite des Anschlusses ist zu gering synchron 24bit/96khz aufzunehmen und wiederzugeben. Daher muss man je nach Anwendung hier zwischen verschiedenen Modi wechseln. Beide Geräte haben hierfür Schalter am Gehäuse.

Terratec ch Cakewalk ch
24/96 In 24/96 In
24/96 Out 2ch 24/96 Out 2ch
24/48 In/Out 2ch 24/48 In/Out 2ch
16/48 In/Out 6ch 24/44,1 In/Out 2ch
16/48 In/Out 2ch
16/44,1 In/Out 2ch
16/32 In/Out 2ch
Tabelle: Übertragungs-Modi
mit Anzahl der Ausgangskanäle

Über diesen Anschluss werden beide Geräte auch mit Strom versorgt. Sollte der Laptop jedoch etwas schwach auf der Brust sein bietet die Terratec Karte noch die Möglichkeit eine externe Stromquelle anzuschließen.

Gerade zum Mixen und Auflegen sind die 6 Ausgänge der Terratec ein echtes Plus gegenüber dem Cakewalk-Adapter.
So kann man wahlweise intern per Software mixen oder beide Decks mit Hilfe eines externen Mixer mischen.
Besonders interessant finde ich die Möglichkeit Tracks vor zuhören oder getrennte Räumen unterschiedlich zu beschallen.
Dazu bietet sich ein Abspielprogramm wie Traktor von Native Instruments an. Alternativ kann man sich auch mit dem kostenlosen (OpenSource) Mixxx begnügen.

Zum Recording empfiehlt es sich in einen der Modi mit besserer Qualität zu schalten. Zwar stehen einem dann unter Umständen keine oder weniger Ausgänge zu Verfügung, dafür wird man aber mit einer erstklassigen Qualität belohnt.
Für Live-Auftritte und Aufnahmen, die sowohl einen Ausgang und einen Eingang benötigen sollte man unter Windows den ASIO Treiber nutzen.
Die Terratec Karte besitzt hierfür einen extra Modus. Der ASIO Treiber ermöglicht es die Latenzen, die durch die Signalverarbeitung entstehen, möglichst gering zu halten.
So kann man das Interface in Verbindung mit entsprechenden Programmen auch als Effektgerät oder zum schrittweisen Aufnehmen eines ganzen Tracks nutzen.

Ein Mikrofon- sowie ein Line-Eingang mit Studiopegel gehört zum Standard der Interfaces. Wie bei allen semi-professionellen Interfaces ist auch bei meinen beiden Kandidaten nur der Mikrofoneingang über einen Poti am Gehäuse regelbar.

Cakewalk UA-1G

Beim Cakewalk ist das kleine Gehäuse hervorzuheben. Das Interface lässt sich leicht mal schnell in die Jackentasche stecken. Leider besitzt es nur optische Digitalanschlüsse, die über die 3,5 mm Klinkenbuchsen erreichbar sind. Diese werden jedoch gleichzeitig auch für den Kopfhörer und das Mikrofon benutzt.

Eine Besonderheit des Cakewalk Gerätes ist der „Advanced Mode“. Dieser Modus benötigt für Windows einen speziellen Treiber und ist für die 24bit Auflösung und 96khz nötig.

Terratec PHASE 26 USB

Terratec geht hier einen anderen Weg. Die digitalen Ein- und Ausgänge sind separat mit je einem optischen und koaxialen Stecker verfügbar. Auch Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen sind separat mit einer großen 6,35 mm Klinke erreichbar.
Diese Vielfalt an vergoldeten Anschlüssen fordert jedoch auch ein größeres Gehäuse. Dieses Metallgehäuse macht einen sehr robusten Eindruck. Im Gegensatz um Cakewalk UA-1G ist hier auch das USB Kabel für den Transport abnehmbar.

Das PHASE 26 Interface kann auch als Zuspieler für ein Surround-System fungieren.
Die dafür nötige Unterstüzung im Alsa-Treiber ist vorhanden. Auch ein AC3 SPDIF-Passthrough wird mit entsprechenden Abspielprogrammen unterstützt.

Im Cakewalk-Treiber habe ich dazu leider keine Möglichkeit gefunden. Dieser unterscheidet nicht zwischen analogen und digitalen Kanälen. Inzwischen wurden der Vertrieb und die Entwicklung aktueller Treiber (auch Windows 7 und 64 bit) vom Zweithändler musonik übernommen.

Fazit

Das recht neue Cakewalk UA-1G von Roland besticht durch seine sehr getreue Klangwiedergabe. Es ist super kompakt und ist durch den integrierten Gitarrenverstärker auch mobil für spontanen Gitarren-Sessions geeignet.
Die schon in die Tage gekommene Terratec PHASE 26 ist klanglich mit seinem Konkurrenten vergleichbar. Kann jedoch beim Funktionsumfang besser punkten. Gerade für DJs oder das kleine Homestudio ist diese Karte besser geeignet. Der integrierte Schallplatten-PreAmp macht es auch für Liebhaber von Vinyls interessant. DJs können ihn nutzen um ihre MP3s mit Hilfe von FinalScratch und Co. stilgerecht aufzulegen.
Preislich liegt die PHASE 26 USB ca. 25€ über der Cakewalk Karte, die mit 77€  bei dieser Qualität ein echtes Schnäppchen ist.
Neben dem Einsatz im Homestudio kann man beide Karten problemlos auch zum Filmegucken (AC3 und DolbyDigital) und Spielen nutzen. Hier muss man jedoch auf die Funktionen der Consumergeräte (EAX und THX) und eine Klickie-Buntie Treiberoberfläche verzichten.

Kaufen kann man beide Interfaces über den Online-Shop von Thomann oder im Kölner MusicStore, der ebenfalls einen Online-Shop besitzt.
Besonders hervorzuheben ist der MusicStore durch seine Geld-Zurück Garantie und die manchmal recht günstigen Angebote von Retourware.
Solltet ihr mal in Köln sein, lohnt sich der Besuch auf jeden Fall (mich dürft ihr natürlich auch gerne mal besuchen 😉 ).

Ohje jetzt ist das ganze schon wieder viel zu lang geworden :-S Das nächste mal wird es wieder kürzer. Versprochen!

2 Gedanken zu „USB Audiointerfaces für Linux“

  1. Ja die Technik schreitet voran und vor einigen Tagen habe ich festgestellt, dass ich meine sehr teure RME 96/8 PAD gegen eine sehr günstige UMC 1820 austauschen kann.
    Da ich 8 ADAT I/O für mein O3D benötige, hatte vor einem wechsel immer zurückgeschreckt.
    Das Behringer lief unter Ubuntu Studio 18.04 ohne weitere Anpassungen alle Anschlüsse da. WordClock Quelle kann im alsamixer geändert werden, wenn man es braucht.

    Außerdem 2 Monitormixwege auf die eingebauten 2 Kopfhörerverstärker möglich mit 0.7 ms Latenz!

    Hört euch das mal an: https://www.youtube.com/watch?v=_5aLlaC6RD4

    Beste Grüße,
    Thilo

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